Gebet eines Straßenkindes

„Hallo, Herr, ich bin es, das Straßenkind. Erinnerst du dich an mich? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich suche nach dir, jeden Tag, aber du verbirgst dein Gesicht vor mir.

Herr du sagtest, ich bin kostbarer als die Raben, denen du Nahrung gibst. Aber hier bin ich, hungrig. Du sagtest, du würdest mich kleiden wie die Lilien auf dem Felde, aber hier sitze ich und mir ist kalt und ich bin nackt. (Du hast mir versprochen mir in schweren Zeiten zu helfen, aber du hast es zugelassen, dass mir meine Eltern weggenommen wurden.)

Du sagtest, bittet und euch wird gegeben, klopft an und es wird euch geöffnet. Ich bitte die Menschen, aber sie drehen sich weg. Ich klopfe an, aber die Tür öffnet sich nicht. (Auch die Schultüren sind mir verschlossen.)

Wenn ich nachts auf meinem Asphaltbett liege und mich nach tiefem Schlaf sehne, klingen deine Worte in meinen Ohren: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid und ich werde euch erquicken. Aber ich werde nicht erquickt.

Du gabst Versprechen Herr und ich dachte, du würdest sie halten. Warum antwortest du nicht auf meine Gebete? Warum lässt du mich leiden? Was willst du damit bezwecken, dass du mich leiden lässt?

Wenn irgendeine meiner Sünden mein Elend verursacht hat, dann bitte ich dich hier und jetzt um Vergebung: Vergib mir, dass ich nicht gebe, denn ich habe nichts. Vergib mir, dass ich nicht liebe, denn ich kenne keine Liebe. Vergib mir meinen Zweifel daran, dass du mein Leben willst. Vergib den Menschen, die es zulassen, dass mein Dasein so weiter geht. Vergib’ denen, die zulassen, dass ich hungrig, frierend, krank und nackt bleibe.

Vergib ihnen, Vater, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Herr gib mir Geduld, aber bitte beeile dich!“